Welche Einflüsse Akne (negativ) beeinflussen können, ist in Teilen noch sehr umstritten. Zwar wird zu den Ursachen und Einflüssen recht viel geforscht, allerdings gibt es noch einige Unklarheiten und auch Mythen. Eine dieser heiß diskutierten Fragen ist, ob Stress Akne verschlimmern kann. Die Antwort liegt nicht direkt auf der Hand.
Auf manchen Webseiten oder in Internetforen liest man manchmal die Begriffe Stressakne oder Stresspickel. Außerdem heißt es ja im Volksmund, dass die Haut der Spiegel der Seele ist. Umgangssprachlich scheint es also schon einen Zusammenhang zu geben. Und was den Weg in die Sprache schafft, enthält ja oft auch ein Körnchen Wahrheit. In diesem Artikel will ich der Frage nachgehen, ob es sich beim Zusammenhang zwischen Stress und Akne auch um einen Mythos handelt oder ob diese Verbindung wirklich besteht.
Stress beeinflusst die Haut
Wer kannte es nicht von früher aus der Schule. Gerade in der Pubertät tritt Akne ja besonders häufig aus. Und es schien, als hätte Prüfungsstress die Pickel eher noch schneller sprießen lassen. In der Tat hat Stress allgemein einen Einfluss auf die Haut. Es ist bekannt, dass z.B. Augenringe oder Tränensäcke in Zeiten von Stress entstehen. Außerdem altert die Haut schneller, wenn man chronischen Stress über einen langen Zeitraum hat.
In einer Studie wurde festgestellt, dass Stress die Wundheilung verlangsamt [1]. In einer Prüfungsphase heilten Wunden von Zahnmedizinstudenten um 40% langsamer als in einer normalen Phase. Auch bei Akne spielt die Wundheilung eine entscheidende Rolle.
Wie sieht es bei Akne aus, oder gibt es Stressakne?
Die im vorherigen Absatz erwähnte Studie gibt einen Anhaltspunkt auf diese Frage. Einzelne Entzündungen (Pickel) kann man durchaus als kleine Wunden betrachten. Ist die Wundheilung beeinträchtigt, dauert es länger, bis einzelne Pickel abheilen. Zudem bleiben die roten Flecken dann länger auf der Haut sichtbar. Die Flecken sind Rückstände bereits abgeheilter Pickel. Bei starker Akne könnte auch die Narbenbildung negativ beeinflusst sein.
Mehrere Studien haben inzwischen untersucht, welchen Effekt der Stress von Prüfungsphasen auf Akne direkt hat (Zusammenfassung dieser Studien unter [2]). Dabei wurde eine Assoziation zwischen Prüfungsstress und der Schwere der Akne gefunden. Das heißt: Je mehr Stress, desto stärker die Verschlimmerung der Akne. Unter anderem führte die Universität Stanford eine Studie durch [3]. Dabei wurde die Schwere der Akne nicht von den Versuchspersonen einfach selbst eingeschätzt, sondern unabhängig durch einen gängigen Test (im Original: Photonumeric Leeds acne scale). Auch hier war mehr Stress mit stärkerer Akne assoziiert.
Wenn wir gestresst sind, werden einige Stresshormone (z.B. Cortisol oder Adrenalin) und Neurotransmitter ausgeschüttet. Ein weiteres Stresshormon ist CRH (Corticotropin-releasing hormone). Dieses kann unter anderem Entzündungsprozesse im Körper hervorrufen. Das kann wiederum zu einer Verschlimmerung der Akne führen.
Warum kann Stress Akne verschlimmern?
Hierfür gibt es einige Erklärungen. Zwei haben wir mit der verringerten Wundheilung und dem Stresshormon CRH bereits gesehen. Recht umstritten ist allerdings, ob Stress auch die Talgproduktion erhöht. Dies wäre ein weiterer direkter Weg, wie der Zusammenhang zu erklären wäre. Eine gestörte Funktion der Talgdrüsen und eine übermäßige Talgproduktion gehören zu den Ursachen von Akne. Allerdings gibt es unterschiedliche Studienergebnisse und Meinungen dazu, ob Stress wirklich einen Einfluss auf die Talgdrüsen hat. Es ist also noch unklar, ob dies ein Faktor ist.
Zu erwähnen ist auch der Einfluss von Stresshormonen auf Bakterien, die sich auf der Haut befinden [4]. Hierbei ist insbesondere das Bakterium Cutibacterium acnes wichtig, welches mit der Entstehung von Akne assoziiert ist (die Namensähnlichkeit ist kein Zufall).
Zudem könnte sich Stress auch indirekt negativ auf die Haut auswirken. In Zeiten von hohem Stress ändern sich oft die Ernährungsgewohnheiten. Man hat weniger Zeit zur Zubereitung von Mahlzeiten und isst mehr Fast Food und Süßigkeiten. Schlafmangel ist ebenfalls eine häufige Folge, wodurch die Haut noch weniger regenerieren kann. Zudem kann es sein, dass wir uns häufiger ins Gesicht fassen, wenn wir uns gestresst fühlen. Auch dies wirkt sich nicht gerade positiv auf Akne und unreine Haut aus.
Was kann man bei Stress machen?
Stress ist häufig einfach unvermeidbar und manchmal auch unvorhersehbar. Es gibt aber einige Ansätze, um die Stresslevel zu senken. Dazu zählen beispielsweise
- Yoga und Stretching
- Atemübungen (nicht hyperventilieren)
- Entspannende Musik hören
- In der Natur spazieren gehen
- Beruhigende Kräutertees (z.B. Kamille, Zitronenmelisse, Rooibos oder Tulsi) trinken
- Zeit mit Freunden verbringen und viel lachen
- Meditationsübungen
- und noch einige mehr
Gerade in stressigen Zeiten kann man mit diesen oder anderen stresslindernden Mitteln vielleicht für eine Besserung der Haut (zumindest aber keine weitere Verschlechterung) sorgen.
Interessanterweise haben Forscher im Jahre 2018 zum vermutlich ersten Mal untersucht, ob Methoden zum Stressabbau einen positiven Einfluss auf die Verringerung von Akne haben [5]. Hierfür wurde eine relativ neue Technik verwendet, die im Englischen als Pythagorean Self-Awareness Intervention (PSAI) bezeichnet wird. Die Studie dauerte 8 Wochen. Es wurde eine Verringerung der Akne festgestellt. In der Versuchsgruppe (mit Stressreduktion) verbesserte sich das Hautbild bei 93,3% der Testpersonen. In der Kontrollgruppe (ohne Stressreduktion) waren es nur 26,7%. Das ist schon ein sehr deutlicher Unterschied und vor allem die 93,3% sind ein beeindruckender Wert.
Fazit
Es spricht einiges dafür, dass Stress Akne negativ beeinflussen und verschlimmern kann. Einige Studien und sehr viele Erfahrungsberichte können nicht ignoriert werden. Es gibt mehrere mögliche Erklärungen, warum das so ist. Den genauen Mechanismus wird man in Zukunft hoffentlich noch näher untersuchen.
Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass Stress Akne wirklich verursacht. D.h. dass Stress eine bestehende Akne zwar verschlimmert, aber vermutlich bei einer Person mit eigentlich reiner Haut nicht urplötzlich für die Entstehung von Entzündungen sorgt. Das ist aber eher eine Mutmaßung meinerseits. Ob man daher von Stressakne sprechen will oder nicht, ist Ansichtssache.
Wer zu Akne und unreiner Haut neigt und bemerkt, dass diese in stressigen Zeiten schlimmer wird, kann hier versuchen entgegenzuwirken. Auch bei diesem Thema wäre es wünschenswert, wenn in Zukunft noch andere Methoden wie z.B. Yoga oder andere Entspannungsmethoden auf ihren möglichen positiven Einfluss auf die Haut untersucht würden.
Quellen:
[1] Marucha PT., Kiecolt-Glaser JK., Favagehi M. – Mucosal wound healing is impaired by examination stress
[2] Jović A.et al. – The Impact of Pyschological Stress on Acne
[3] Chiu A., Chon SY., Kimball AB. – The response of skin disease to stress: changes in the severity of acne vulgaris as affected by examination stress
[4] Borrel V. et al. – Acne and Stress: Impact of Catecholamines on Cutibacterium acnes
[5] Chatzikonstantinou F. et al. – A novel cognitive stress management technique for acne vulgaris: a short report of a pilot experimental study